Mazinkaiser
Geschichte wird von Siegern geschrieben. Animegeschichte von unterbezahlten Deppen, die ihre Sake-Zeche nicht zahlen konnten, in der Verzweiflung mit dämlichen Ideen daherkommen und mal eben sich zum Kult raufarbeiten.
So auch Go Nagai mit dem Fast-Urschleim des Mech-Genres Mazinger Z. Als er damals anfangs der 70er an einer verstopften Straße vorbei kam fragte er sich, wie es wohl den Leuten am hinteren Stauende gefallen würde, mit ihrem Auto einfach über die anderen hinwegzusteigen und sich vorzudrängeln – die Geburtsstunde der von Menschen gesteuerten Roboter.
Mazinger war Kult^3 und wurde in den Serien Great Mazinger offiziell und in Grendizer und God Mazinger inoffiziell vortgesetzt.
1999 nun kam die neuste Inkarnation Mazinkaiser im OVA-Format (Direct-to-Video) raus und war so erfolgreich, dass später sogar ein Film produziert wurde.
Handlung: 45%
Mazinkaiser ist im Grunde genommen nix weiter als eine Neuerzählung der alten TV-Serie von 1972, jedoch mit mehreren Abweichungen und Änderungen.
Bei einer Ausgrabung auf der griechischen Insel Bardos stoßen Forscher auf die Überreste der alten Mykenezivilisation und auf riesige stählernen Maschinen, die dem Maschinengolem Talos (ich wette keiner hat Jason und die Argonauten gesehen, stimmt’s ?!) glichen.
Eines der Forschungsmitglieder, der deutsche Dr. Hell (genialer Name) erkennt das Machtpotential dieser Riesen, dreht durch und tötet die anderen Mitglieder, bis auf den Japaner Kenzo Kabuto, der mit den Bauplänen der Maschinen fliehen kann. Mit dem alten Wissen ausgestattet macht sich Dr. Hell mit Hilfe von Baron Ashura (der Dank eines bizarren Zwischenfalls halb Mann und halb Frau ist) und seiner Armee aus Cyborgs daran seine eigenen Kampfmaschinen zu bauen um mit ihnen die Welt zu erobern. Nur einer kann ihn noch stoppen: Kenzo Kabuto’s eigens entwickelte Roboter Mazinger Z und Great Mazinger gesteuert von seinem Enkel Koji Kabuto und dem Waisen Tetsuya Tsurugi.
Warum ich das alles erzähle?
Weil die Sendung einen gleich ohne Vorgeschichte voll ins Geschehen reinwirft und man sich als Außenstehender kopfkratzend fragt, was diese verrückte Scheiße da soll! Mazinkaiser ist wie eine Jungfrau: es ist sauschwer ohne Erfahrungen reinzukommen aber wenn man einmal drin ist, dann ist es ein saugutes Gefühl! Die Sendung brennt ein Feuerwerk an Action, Humor, und krassem Style der Superlative ab. Sie will weder einem zum Nachdenken anregen, noch einem irgend eine Lebensmoral erteilen. Sie will einfach nur unterhalten. Hinsetzen, Popcorn schnappen, Fresse halten und abrocken. Das ist die einzige Möglichkeit den Anime zu genießen.
Wie gesagt, es gibt keinerlei Vorgeschichte. Alles beginnt mit dem Angriff der Machinenbestien von Dr. Hell auf Japan, der vom Mazingerteam (bestehend aus M Z, G M, Aphrodite A, welche von Koji’s Freundin Sayaka Yumi gesteuert wird, und dem Boss Borot, dem Roboter von Koji’s Rivalen Boss) zurückgeschlagen wird. Sie sehen sich jedoch einer Übermacht gegenüber und müssen eine totale Niederlage erfahren. Koji’s Cockpitflugzeug wird aus M Z Kopf gerissen und M Z gekapert. Koji’s mittlerweile verstorbener Großvater hat jedoch auch an solche Fälle gedacht und ein Notfallprogramm in das Flugzeug eingebaut, das Koji sicher in einen geheimen Hangar bringen soll, wo er eine Maschine findet, mit der er auch den stärksten Gegner in die Knie zwingt: Mazinkaiser!
Wer glaubt, dass das mal wieder so ein 08/15 Mechamüll wird, der irrt.
Die ersten zwei Episoden dienen nur zum warm werden. Ab Folge 3 fährt Herr Nagai die schweren Witzgeschütze aus und lässt die Show in Sachen Humor zu einer Art Austin Powers werden. Wer spätestens ab Folge 4 keine Tränen in den Augen hat vor Lachen ist entweder permanent mies gelaunt oder Alice Schwarzer. Denn die Sendung versucht gar nicht erst unterschwellig sexistisch zu sein, sondern konfrontiert den Zuschauer frontal mit den halbnackten Tatsachen. Zu sehen gibt’s natürlich nix. Also zumindest hab ich nix gesehen weil mir das Wasser bis zu den Augenbrauen stand.
In den letzten beiden der insgesamt 7 Folgen kehrt die Sendung wieder zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurück: Mechakämpfe. Und das so spektakulär und übertrieben wie möglich!
Zu Lachen gibt es trotzdem noch genug. Und sei es nur wie Koji einen Cyborgsoldaten mit einem Armmuskeltrainer verprügelt.
Wer Story will wird etwas enttäuscht. Wer aber das volle Testosteronprogramm will kommt voll auf seine Kosten.
Zeichnung: 86%
Mazinkaiser ist anders, als ihr es von MTV-, VOX- oder RTL2-Sendungen gewohnt seid und spottet jeder Beschreibung. Am ehesten kann man es noch mit Lupin vergleichen, jedoch ist auch das noch zu realistisch im Gegensatz hierzu.
Überzogene Charakterdesigns wie sie nur aus den 70ern stammen können, eine herrliche Mimik und Gestik die ihres Gleichen sucht und knallbunte Farben regieren das Bild.
Vom Stil her ist es fast so wie das schon gereviewte Neo Getter, jedoch harmonieren hier die recht groben Charakterzeichnungen mit dem Comiccharme von Mazingkaiser viel besser als es bei Getter der Fall war.
Da es sich um eine Neuerzählung handelt sind auch die Designs größtenteils genauso wie anno damals. Und nur zur Info: Als Go Nagai und sein Team die Gegner entwarf dachte er zuerst an die Art und Weise wie sie angreifen sollen und erst danach an das eigentliche Design, weshalb einige Mechs für Manche ziemlich bizarr erscheinen.




Sound: 90%
Man merkt, dass die Sprecher Spaß an den Rollen hatten. Da werden Attackennamen aus der Kehle geschrien, beim Anblick der holden Weiblichkeit gesabbelt und auch sonst herrscht immer der passend Tonfall.
Die Musik ist auch wieder vom Feinsten - JAM Project eben.
Nur eines muss ich loswerden: dieses tiefe „Boung“-Geräusch bei der Großaufnahme von gewissen Milchdrüsen geht einem nach dem 15.mal ziemlich auf den Sack.
Go Nagai-Faktor: 100%
Massig Action, schweinischer, frontaler Humor (quasi jeder in dieser Serie ist auf irgendeine Art und Weise pervers.), bekloppte Charakterdesigns. So lob ich mir das!
Fazit: 93%
Jetzt mal im Ernst: Ich hab’s noch nicht mal geschafft eine andere Serie, die nur 4 Folgen hatte zuende zu sehen und Mazinkaiser hab ich an einem Stück geglotzt.
Die 7 Folgen erfinden zwar nicht das Rad neu aber das was sie machen, machen sie richtig.
Also: ANSCHAUEN! Um den Willen von Folge 4, ANSCHAUEN!
Die Folgen gibt’s alle auf YouTube:
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